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PUNKT. LINIE. FLAECHE. KOERPER.

Workshop, Münster School of Design

Parallel zum heutigen Workshop findet in Madrid die U.N. Climate Conference statt.

»The conference serves to build ambition ahead of 2020, the year in which countries have committed to submit new and updated national climate action plans. Crucial climate action work will be taken forward in areas including finance, the transparency of climate action, forests and agriculture, technology, capacity building, loss and damage, indigenous peoples, cities, oceans and gender.«

Grund genug sich mit dem Thema Plastik auseinander zu setzen: Plastik in der Umwelt führt auf verschiedene Arten unweigerlich zur Verschmutzung von Ökosystemen. Die Verschmutzung verursacht die Zerstörung der Umwelt und beeinflusst alle lebenden Organismen und ihre Habitate auf negative Wert und Weise.


PUNKT.

Nurdles sind kleine, etwa Linsen grosse Plastik Pallets. Diese werden in einem synthetischen Verfahren mit Hilfe von Chemikalien aus Öl hergestellt. Im Grunde sprechen wir hier vom Rohmaterial für alle Plastik Produkte auf dieser Erde. Bei der Herstellung, Verladevorgängen, Transport, oder durch Unfälle verursacht gelangen Milliarden dieser kleinen Teile in die Weltmeere (siehe Grafik). Biologisch werden diese dort nicht abgebaut, sondern über Jahrzehnte und Jahrhunderte in immer kleinere Partikel zersetzt, die dann angereichert mit Giftstoffen in den Nahrungskreislauf gelangen.

punkt_nurdles.jpgNurdles am Sadiyaat Beach, Abu Dhabi, November 2019

Wege Dinge aus Plastik herzustellen…


LINIE.

Mindmaps sind ständig erweiterbare Baumdiagramme. Ihre Struktur eignet sich zum Erschließen und visuellen Darstellen eines oder mehrerer Themengebiete. Oft werden Mindmaps im Kontext der Kognition genannt – die Informationsverarbeitung des Menschen. Man kann Mindmaps gut zur Strukturierung von Sachtexten oder zur Vorbereitung eines Vortrags, für Protokolle, allgemeinen Planung oder auch zur Organisation von Informationen benutzen. Mindmaps eignen sich für die Ideensammlung oder zum Brainstorming deswegen sehr gut, da jedes Schlüsselwort weitere assoziieren kann. Das Prinzip der Assoziation hilft, Gedanken frei zu entfalten und nutzt die Fähigkeit des Gehirns zur Kategorienbildung. Nach dem Prinzip der Assoziation lassen sich großräumige Mindmaps aufbauen – ein Weg auf neue Ansätze zu kommen.

mindmap.jpgDie Workshop Struktur als Beispiel eines Mindmaps


Aufgabe I. (5–10 Minuten)

Schauen Sie in Ihre Taschen. Welche Dinge, die Sie bei sich haben sind aus Plastik oder beinhalten Plastikteile? Teilen Sie Ihre Funde der Gruppe mit. Wie lange schätzen Sie die Lebenszeit dieser Produkte ein?


Plastik ist ein vielseitiges Material mit diversen Materialeigenschaften:

  • Stabilität
  • Verschleißfestigkeit
  • Haltbarkeit
  • kostengünstige Herstellung
  • einfache Verarbeitung
  • Leitfähigkeit
  • Temperatur
  • Elektrizität
  • Gewicht

Es gibt verschiedene Problematiken, die das Material Plastik mit sich bringt:

  1. In der Produktion: Die Herstellung aus Öl und Gas führt zur Abhängigkeit vom Grundstoff Öl
  2. Müllverbrennung
    • Hohe Kosten
    • Luftverschmutzung
  3. Entsorgung auf Mülldeponien
    • Wind verteilt die Plastikpartikel in der Umwelt
    • Vergraben zerfällt Plastik nicht
  4. Recycling
    • Nur ein geringer Teil wird recycelt
  5. Umweltverschmutzung
    • Seit 1950 wurden mehr als 8.3 Milliarden Tonnen Plastik hergestellt. Das meiste davon endet in Müllkippen oder verschmutzt Landflächen und Ozeane.
    • In Entwicklungs- und Schwellenländern führt das Ansteigen der Mittelklasse zu einem generellen höheren Verbrauch von Gütern – und unweigerlich zu mehr Plastikmüll.
    • Die Ozeane und speziell das Meersalz reichert sich mit giftigen Plastikpartikeln an und findet den Weg über die Nahrungskette und Salz in den menschlichen Körper.
    • Die Mehrheit der Plastik Verschmutzung resultiert aus Plastik Wegwerfprodukten, bzw. aus Microplastik.
    • Die Plastikverschmutzung steht kurz davor eine permanente Bedrohung der natürlichen Umwelt zu werden.
    • Eine Forschungsgruppe hat bereits 2014 errechnet, dass pro Tag mehr als 60 Städte pro Industrieland mehr als 15.000 Tonnen Plastikmüll generieren.
    • Eine Belastung durch Microplastik wurde weltweit bereits in Trinkwasser nachgewiesen.
    • Plastikverschmutzung in marinen Ökosystemen verursacht Krankheiten und wirtschaftlichen Schaden.
    • Eine große Anzahl von städtischen Abflüssen werden durch Plastiktüten verstopft, was in bestimmten Gegenenden zu urbanen Überflutungen führt.
    • Entsprechend einem Report, der von UNEP 2014 verfasst wurde werden in Hauptstädten jährlich etwa 75 Milliarden Dollar durch Plastikprodukte umgesetzt.
    • Bereits 2016 warnte ein weiterer Report, daß schon 2050 gemessen an Gewicht mehr Plastik als Fisch in den Ozeanen vorhanden sein wird.

bohol_microplastics_01.jpg bohol_microplastics_02.jpg bohol_microplastics_03.jpgBohol Island, Philippines, November 2019


FLAECHE.

Fallstudie: Polyethylen Tüten (5 Minuten)

Kurze Zusammenfassung über das Verschmelzen von Plastiktüten zu dickeren Plastikflächen: Wir schneiden mitgebrachte Plastiktüten in einzelne, etwa Din A4 große Flächen. 4-5 dieser Plastikflächen werden übereinander gelegt. Die Plastikflächen werden nun ober- und unterhalb mit Wachspapier bedeckt. Die Ebenen werden nun mit einem Bügeleisen zu einer stärkeren Plastikfläche verschmolzen. Das Bügeleisen darf dabei keinen direkten Kontakt mit dem Plastik haben – es darf nur auf dem Wachspapier gebügelt werden.

plasticbag_01.jpg plasticbag_02.jpg plasticbag_03.jpg plasticbag_04.jpg plasticbag_05.jpg plasticbag_06.jpg


Herausforderungen zum Thema Plastik:

  • Die gesundheitlichen Folgeschäden von Plastik, dass sich im menschlichen Körper befindet, ist unbekannt.
  • Die Plastikrecycling Industrie kann mit dem aktuellen Herstellung und Verbrauch nicht Schritt halten.
  • Aktuelle Wasseraufbereitungsanlagen filtern keine Mikroplastikpartikel aus dem Wasser.
  • Mit einer ansteigenden, weltweiten Plastikproduktion, ist in den kommenden Jahrzehnten eine Umweltkatastrophe in Ausmaßen des Klimawandels zu erwarten.
  • Tiere verwechseln Plastik mit Nahrung und verenden daran.
  • Die Verschmutzung der Weltmeere wird erheblichen Einfluss auf den Tourismus haben.

Ein Blick nach vorne:

  • Es ist an der Zeit, dass die Weltgesundheitsorganisation universelle Benchmarks für den Mikroplastikgehalt von Wasser einführt, ähnlich wie für Blei.
  • Es sind konzertierte Anstrengungen erforderlich, an denen sowohl die nationalen und lokalen Behörden als auch der Privatsektor, NRO und die Bürger beteiligt sind.
  • Prävention ist die beste Antwort. Wir müssen mit unseren täglichen Gewohnheiten beginnen und den Plastikverbrauch reduzieren.
  • Wählen Sie nachhaltige Kleidung aus Naturfasern und verwenden Sie wiederverwendbare Wasserflaschen.
  • Die Bevölkerung ist dazu angehalten sich beim Einzelhandel über die Überverpackungen zu beschweren.

Fazit:

  • Jeder muss involviert werden: Vom Hersteller, zum Benutzer, bis hin zur Müll- und Recycling Industrie.
  • Die Gesellschaft muss den Plastikverbrauch sofort reduzieren und verhindern, dass Plastik die Umwelt verschmutzt.

KOERPER.

Aufgabe II. – Experiment (45 Minuten)

Im Rahmen einer (fiktiven) Kampagne zur Aufklärung über die Umweltverschmutzung durch Plastik ist es Ihre Aufgabe aus der erstellten Plastikfläche einen drei dimensionalen Körper zu falten. Hier ein paar Beispiele von einem früheren Workshop. Entscheiden Sie frei welche Faltung Sie benutzen. In einem weiteren Schritt werden wir eines der erstellten Objekte als Beispiel benutzen und auf dieses projizieren.

Im unten zu sehenden Beispiel wurde die Zick-Zack Faltung mit einer Kantenlänge von 20mm benutzt. In ersten Experimenten stand diese Version nicht besonders stabil. Aus diesem Grunde wurde zur Hilfestellung ein Holzfuss mit negativer Zick-Zack Fräsung erstellt:

zickzackfolding_01.jpg zickzackfolding_02.jpg zickzackfolding_03.jpg

Die erstellte Version lässt eine interessante Projektionsvariante zu bei der das Prinzip der Anamorphose angewendet wird. Dafür werden zwei verschiedene Bilder so überlagert, dass ein Bild (A) jeweils nur auf eine Seite, das andere Bild (B) auf die andere Seite der Faltung projiziert wird. Schaut man nun von den unterschiedlichen Seiten, oder bewegt sich von einem Blickwinkel zum anderen, transformiert der Bildinhalt von Bild A zu Bild B und wieder zurück. Für diesen Test wurden folgende Photoshop Dateien erstellt und verwendet:

Mit einem Mini-Projektor werden die Bildinhalte auf die Oberfläche gemappt.

Ich bin gespannt auf Ihre Ideen…


Referenzen

Bücher zum Thema Design & Umwelt

  • Cradle to Cradle, Remaking the Way We Make Things, William McDonough, Michael Braungart, North Point Press, New York, 2002
  • Design Like You Give a Damn, Building Change from the Ground Up, Debora Aaronson (Hg.), Abrams, New York, 2012
  • Kunststofftechnik für Designer, Christian Bonten, Carl Hanser Verlag, München, Wien, 2003
  • Plastic, A Toxic Lovestory, Susan Freinkel, Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company, New York, 2011
  • Produkte der Zukunft, Wegweisende Ideen, die unser Leben verändern werden, Hg. Theodor W. Hänsch, Econ Verlag
  • Sustainable Materials, Processes and Production, The Manufacturing Guides, Roy Thompson, Thames & Hudson, London, 2013
  • The Upcycle, Beyond Sustainability – Designing for Abundance, William McDonough, Michael Braungart, North Point Press, New York, 2013
  • The World as Design, Otl Aicher, Deutsche Nationalbibliothek, 2015
  • Understanding Plastics Recycling, Economic, Ecological, and Technical Aspects of Waste Handling, Natalie Rudolph, Raphael Kiesel, Hanser Publications, Cincinnati, 2017
  • Universal Principles of Design, 150 Essential Tools for Architects, Designers, Developers, Engineers, Inventors, and Makers, William Lidwell, Kritina Holden, Jill Butler, Rockport Publishers, Inc., 2015

Bücher zum Thema Form und Falten

  • Your Private Sky, The Art of Design Science, R. Buckminster Fuller, Joachim Krause, Claudia Lichtenstein (Hg.), Lars Müller Publisher, 1999
  • Cardboard in Architecture, Research in Architectural Engineering, Volume 7, Mick Eekhout, Fons Verheijen, Ronald Visser (Hg.), Delft University Press, IOS Press
  • Folding Techniques For Designers, From Sheet to Form, Paul Jackson, Laurence King Publishing, 2014
  • Islamic Pattern, An Analytical and Cosmological Approach, Keith Critchlow, Thames & Hudson, London, 2017
  • The Function of Form, Fashid Moussavi, Actar, Lafayette, 2009
  • The Function of Ornament, Fashid Moussavi, Actar, Lafayette, 2006
  • Origami Tessellations, Awe-Inspiring Geometric Designs, Eric Gjerde, CRC Press, Boca Raton, 2009
  • Paper, Material, Medium, Magic, Prestel, München, 2018
  • Papier, Versuche Zwischen Geometrie und Spiel, Franz Zeier, Haupt Verlag, 2009
  • Rock, Paper, Scissors, The work of Julien Vallée, Eve Duhamel, Julien Vallée, Gestalten Verlag, Berlin, 2011
  • The Art of Folding, Creative Forms in Design and Architecture, Jean-Charles Trebbi, Promopress, Barcelona, 2012
  • The Art of Folding Vol 2, New Trends, Techniques and Materials, Design without Boundaries, Jean-Charles Trebbi, Promopress, Barcelona, 2012
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